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Die Fotoausstellung
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Stadtmuseum Bad Gandersheim

Markt 10

37581 Bad Gandersheim

 

Die Museumsfreunde laden Sie zu einem kostenlosen Besuch im Museum im Rathaus ein.

 

 

 

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Die Moritzsträßer Nachbarschaft

Die Moritzsträßer Nachbarschaft
Lang hat es gedauert, aber  Hartnäckigkeit zahlt sich doch aus. Mehr als drei Jahre haben sich die Museumsfreunde insbesondere Vortragswartin Liane Goslar bemüht, das alle Nachbarschaften sich im Rahmen der Vortragsreihe präsentieren. Nach der Steinweger Nachbarschaft und der Neuendorfer Nachbarschaft freut sich Goslar  besonders, nun den Schaffer der Moritzsträßer Nachbarschaft Peter Dietrich bei den Museumsfreunden am 12. Febr. 2018 um 19.30 Uhr im Biedermeierzimmer  des städtischen Museums begrüßen zu können. Dietrich, der seit April 1998 das Amt des Schaffers der Nachbarschaft inne hat, wird über die Geschichte der Moritzsträßer Nachbarschaft berichten. Die Moritzsträßer Nachbarschaft im Kontext mit den 3 weiteren Nachbarschaften der Stadt, die seit Juli 1973 nach einer Satzung geführt wird, welche wiederum das niedersächsische Realverbandsgesetz vom November 1969 eingefordert hat. Die Nachbarschaften können als Vorläufer der späteren Schützenvereine gesehen werden und zeichneten sich durch ihren Einsatz für das Allgemeinwohl der Bürgerinnen und Bürger aus, so z. B. auch im Feuerlöscheinsatz. Pflege des Brauchtums und der Geselligkeit war ein wichtiges Anliegen. Original Protokolle aus der Zeit des 1. u. 2. Weltkriegs und weitere vermitteln einen Eindruck, wie unsere Altvorderen damals gedacht haben und wie stark der Zusammenhalt war. Zu den Vortrag bei freiem Eintritt sind alle Bürger und Gäste der Stadt herzlich eingeladen. 

 

Bericht über den Vortrag im Gandersheimer Kreisblatt am 26.02.2018:
Die Museumsfreunde konnten im Februar Peter Dietrich, Schaffer der Moritzsträßer Nachbarschaft begrüßen. Die Ankündigung hatte wieder sehr viele Interessierte ins Biedermeierzimmer des Rathauses gelockt. Dietrich hatte sowohl die von Gerhard Wundenberg 1981 gestiftete Schafferkette und die beeindruckende Fahne der Nachbarschaft von 1928 mitgebracht. Die Schafferkette steht als geschlossener Kreis  als Symbol für eine gut funktionierende Gemeinschaft.

Dietrich gab einen interessanten Überblick über die Geschichte der Nachbarschaft. Die Moritzstraße ist eine der vier Hauptstraßen der Stadt. Vom Markt verläuft sie in südliche Richtung, wo sie einst am Moritzstor, dem höchsten, stärksten und schönsten Tor der Stadt endete. Das beeindruckende Tor kann man sehr gut auf dem Merianstich von 1654 erkennen. Zur Nachbarschaft gehört auch die Alte Gasse, die aufgrund der gut erhaltenen ursprünglichen Bebauung der Moritzstr den Rang abläuft. Zur Nachbarschaft gehören auch das Gebäude „Hotel weißes Ross“ heute Albert Schweitzer Heim und der Braken, die heute als Niederlassung der Braunschweiger Landessparkasse dient. Der Name Moritzstraße ist erstmals 1669 urkundlich verwendet worden. Die Moritzstr. wurde nach dem heiligen Ritter benannt, von dem die Sage ausgeht, er sei ein Mohr gewesen und die Moritzkirche am Markt sei nach ihm geweiht. In alten Urkunden wird die Straße 1391 als Galgenstraße und das Tor als Galgentor bezeichnet. Der Name ergab sich aus der Tatsache, dass man einst die zum Tode verurteilten vom Rathaus zum Galgen auf dem Galgenberg, heute Flugplatz, führte. Von 1933  - 1945 wurde die Straße in Adolf-Hitler-Str. umbenannt. Einen besonderen Dank sprach Dietrich der Geschichtswerkstatt aus, die sich 2001 in mühevoller Arbeit, unter anderem durch intensive Recherchen auch im Landesarchiv Wolfenbüttel mit dem Thema der Gandersheimer Nachbarschaften befasst hatte. Das erschienene Buch berichtet ausführlich über die Bräuche und Feste, die Notwendigkeit hinsichtlich Bewachung und Verteidigung und Bewirtschaftung der Brunnen in der Stadt. Einst waren die Nachbarschaften für die Sicherheit der Stadt verantwortlich, später führte der Stadtmagistrat das Wächtergeld ein und die Bewachung wurde von bezahlten Stadtwachen übernommen. Dietrich berichtete, dass 1807 in Gandersheim ein großes Sterben über die Schweine gekommen sei und die Schaffer riefen die Nachbarschaften und die Wald - und Feldgenossenschaft zusammen. Vor dem Neuendorfer Tor wurde ein großes Feuer entfacht.  Durch die noch glühende Asche trieb man die kranken Borstentiere. Während das Mahnfeuer loderte, durfte kein Herd der Stadt brennen, was sogar durch Hausdurchsuchungen sicher gestellt wurde. Ob diese Seuchenbekämpfung von Erfolg geprägt war, ist leider nicht überliefert. Feuerbekämpfung war eines der wichtigsten Aufgaben in der Nachbarschaft. Erst 1865 wurde die freiwillige Feuerwehr in Gandersheim gegründet. In der Nachbarschaft waren nur die Hausbesitzer organisiert, an deren Versammlungen bis 1961 nur Männer teilnehmen durften. Wirtschaftlich ist die Nachbarschaft durch Verpachtung von Ländereinen gut aufgestellt. Land wurde nur getauscht oder in Erbpacht vergeben. Allerdings verschloss sich die Nachbarschaft nie dem Wandel der Zeit. Man stellte für den Bau der Bahnlinie Braunschweig-Holzminden, den Bau des Krankenhauses, des DRK Kindergartens und des Gesundheitsamtes Land zur Verfügung. Die Moritzstr wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach umgestaltet. Auch hier gab die Nachbarschaft einen nicht unbedeutenden Zuschuss. Der derzeitige Zustand der Straße ist für die Anwohner nicht akzeptabel. Das laute Pflaster zeigt stetig tiefer werdende Fahrrillen auf. Die Geräuschbelästigung ist unzumutbar. Die An-wohner wurden bei der Umgestaltung finanziell stark belastet. Auch die Verkehrsführung wurde an den jeweiligen Zeitgeist angepasst.
Früher hatte der Schaffer das Amt nur 1 Jahr inne. Im April diesen Jahres kann Dietrich auf 20 Jahre im Schafferamt zurück blicken. Einmalig in der Geschichte der Moritzsträßer Nachbarschaft ist und bleibt das Engagement des Schriftführers August Schwanebeck, dessen Name in der Chronik 136 mal genannt wird und der das Amt 39 Jahre von 1909 – 1948 gewissenhaft ausgefüllt hat. Brände, das steigende Verkehrsaufkommen und das Bestreben der Ge-schäftsinhaber den Kundenwünschen zu entsprechen, haben viele ortsbildprägende Eingänge und Fassaden verschwinden lassen. Heute ist die einstige Haupteinkaufsstraße geprägt von Leerständen. Teilweise sind die Fassaden stark sanierungsbedürftig. Die wechselnden Eigentümer der Immobilien  lassen eine ordnungsgemäße Ladung zur Nachbarschaftsversammlung zur Detektivarbeit werden.
Der interessante Bericht von Dietrich wurde durch alte Aufnahmen aus dem Museum, von Georg Karkosska und von der Nachbarschaft ergänzt. Hier zeigte sich, dass im Publikum viele Insider vertreten waren. So konnten interessante Wortbeiträge dazu beitragen, Wissenslücken zu füllen. Wichtig wäre, dass diese Informationsträger ihre Ergänzungen dem Museum zur Verfügung stellen, damit die nächsten Generationen hierauf zurückgreifen können.

Vortragswartin Goslar dankte Peter Dietrich mit einem Präsent. Gleichzeitig bedankte sich der Schaffer der Nachbarschaft bei Liane Goslar, die die Unterlagen der Nachbarschaft digital aufbereitet hat. Ein besonderer Dank gilt auch Georg Karkosska, der seine umfangreiche Bildersammlung zur Verfügung gestellt hatte. Dietrich schloss seinen Vortrag mit zwei lustigen Anekdoten aus dem alten Gandersheim. Zum Abschluss spendeten Herr und Frau Dietrich einen Geldbetrag für die Gestaltung eines Stromkastens an der Stadtmauer/Ecke Moritzstr. 

Leider muss die erfolgreiche Vortragsreihe für die Zeit der Bauarbeiten am Rathaus ausgesetzt werden. Wer sich über das Museum weiter informieren möchte, kann dies jederzeit auf der neuen Homepage unter www.museum-bad-gandersheim.de. Natürlich wird rechtzeitig in der Presse und auf der Homepage die Wiederöffnung bekanntgegeben.

https://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/4/3/3/0/5/6/moritzstr._2_.jpg

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Fr, 09. Februar 2018

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