Vortrag im März:Industriegeschichte von Freden
Das Biedermeierzimmer im Stadtmuseum konnte am letzten Vortragsabend der Museumsfreunde die zahlreichen Besucher fast nicht mehr aufnehmen. Besonders die aus dem Raum Freden angereisten Gäste trugen zu dieser Fülle bei, als der Vortragende Herr Rainer Gerking zu seinen Ausführungen über die starke Industriegeschichte des Nachbarortes Freden im Leinetal ansetzte. Nach einer kurzen Begrüßung durch Museumsfreund Harm Smidt konnte Herr Rainer Gerking, der als Heimatpfleger und Museumsleiter in Freden wirkt, sogleich in das umfangreiche Thema einsteigen. Anhand einer Zeittafel war anschaulich zu sehen und hören, wie in den Mitte des 19 Jahrhunderts, als auch die Eisenbahn durch das Leinetal, nämlich die hannoversche Südbahn, den Ort Freden erreichte, ein unerhörter industrieller Aufschwung einsetzte. Dieser steigerte sich noch, als in der sogenannten Gründerzeit nach Bildung des Deutschen Kaiserreiches weitere Unternehmen gegründet wurden. Dazu trugen nicht nur die ortsnahen Bodenschätze wie Sand Baumaterial, Ton und Kalisalz bei sondern auch der Unternehmergeist vieler Familien vor Ort bei. Der Vortragende stellte die einzelnen Bereiche nacheinander ausführlich mit Daten und Fakten vor. So erfuhr man besonders von den verschiedenen Glashütten in Freden und Umgebung, von den vielfältigen persönlichen Verhältnissen, der finanziellen Ausstattung, den technischen Gegebenheiten, den Arbeitsbedingungen sowie den baulichen Zuständen. Zahlreiche Bilder gaben Aufschluss über die Hütten, die Bergwerke, Steinbrüche, Förderanlagen, die vielen hohen Schornsteine und Betriebsgebäude. Freden mit seiner Industrie beschäftigte in dem relativ kleinen Ort mehrere 1000 Menschen und strahlte in den umgebenden Bereich aus. Mancher Industriezweig war in der ganzen Welt berühmt wie zum Beispiel die Schuhleistenfabrikation. Heute sind nur noch Rudimente der einstigen Industriekultur zu erkennen. Besonders die Weltwirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg und die weiteren Jahre danach leiteten den Untergang ein. Ein Industriezweig nach dem anderen musste die Produktion aufgeben, die Anlagen wurden meist abgerissen, die hohen Schornsteine gesprengt. So sieht man heute fast nichts mehr oder sehr wenig von der einstigen Industrievielfalt. Herr Gerking stellte in zahlreichen Bildern besonders die damalige Entwicklung der Glasherstellung vor aber auch die Einbeziehung von Künstlern wie Walter Gropius vom Bauhaus. Der zeitliche Rahmen erstreckte sich von 1744 mit der Errichtung der Glashütte in Westerberg,weitere Glashütten folgten. Über die Herstellung von Zigarren, Schuhleisten und Korkwaren trennte man sich langsam von der rein landwirtschaftlich geprägten Arbeitsplatzstruktur und erlebte mit dem Bau eines Kalkwerkes unter dem Selter, einer Molkerei und einem Kalibergwerk in den 1890er Jahren die Höhepunkte der industriellen Firmengründung. Die Zeit endete 1936 mit der Einstellung der Glasproduktion. Der Redner wurde am Ende seines eindrucksvollen Vortrages von langem Beifall der Zuhörerschaft bedacht. Er musste noch viele Fragen beantworten und lud alle ein, das Museum in Freden einmal zu besuchen, um das Gehörte und Gesehene noch zu vertiefen. Als Dank überreichte Museumsfreundin Frau Liane Goslar ein kleines Präsent. Zugleich kündete sie für den Monat April den nächsten Vortrag an. Er wird wegen der Ostertage dieses Mal erst am 3. Montag des Monats am 17. April stattfinden Es referiert Herr Johannes Klett von der Kunsttöpferei Fredelsloh mit dem Thema „Vom Kugeltopf zum Trinkbecher“. Der Eintritt ist wie immer frei. Beginn 19.30 Uhr. Die Museumsfreunde freuen sich auf viele Besucher und Besucherinnen.