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Stadtmuseum Bad Gandersheim

Markt 10

37581 Bad Gandersheim

 

Die Museumsfreunde laden Sie zu einem kostenlosen Besuch im Museum im Rathaus ein.

 

 

 

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Harte Arbeit, karger Lohn... - Harzer Bergmannsleben -

Harte Arbeit, karger Lohn - Harzer Bergmannsleben über und unter Tage -
Die Museumsfreunde Bad Gandersheim haben für den Mai - Vortrag einen weiteren hochkarätigen Referenten gewinnen können. Dr. Wilfried Ließmann von der TU Clausthal wird einen Vortrag zum Thema „Harte Arbeit, karger Lohn - Harzer Bergmannsleben über und unter Tage“ halten.
Von den weitreichenden Privilegien, welche den Bergleuten durch die Bergfreiheiten im 16. Jahrhundert seitens des Landesherren eingeräumt wurden, war Ende des 17. Jahrhunderts nur wenig übrig geblieben. Die Arbeit hatte sich gewandelt und der Leistungsdruck zugenommen, die Verdienste allerdings real abgenommen. Der absolutistische Staat setzte alles daran, die Silbererträge möglichst zu steigern. Eine Folge waren frühe Arbeitskämpfe und Protestaktionen der Bergleute, die als „herrschaftliche Arbeiter“ einen selbstbewussten Stand bildeten. Trotzdem war der im 18. Jahrhundert den Oberharz prägende „Montanstaat“, verglichen mit anderen Bergbauregionen, durchaus fortschrittlich, nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch bezüglich mancher sozialer Errungenschaften und einer Fürsorge für die Bergbevölkerung. Vom Prinzip der garantierten Vollbeschäftigung wurde erst im 19. Jahrhundert angesichts einer stark angewachsenen Bevölkerung und einem deutlichen Rückgang der Metallerträge abgewichen. Neben den Bergleuten auf den quasi staatlichen Silbergruben gab es noch die sog. Eigenlehner, die als Selbständige, oft als Familie, Eisenstein gewannen und an die staatlichen Eisenhütten verkauften. Für diese Menschen galten viele der „Benefizien“ nicht, sie waren sozusagen Bergleute zweiter Klasse.
Im Vortrag wird gezeigt, wie die Arbeit vor Ort aussah bzw. organisiert war und welche Gefahren und gesundheitliche Risiken damit verbunden waren. Die fotografisch dokumentierten Untersuchungen im Lehrbergwerk Grube Roter Bär in St. Andreasberg erlauben es, vor Ort die Bergmannsarbeit vergangener Jahrhunderte lebendig werden zu lassen.
Zu diesem interessanten Thema mit regionalen Bezug laden die Museumsfreunde am Montag, den 13. Mai 2019 um 19.30 Uhr ins Biedermeierzimmer des städtischen Museums bei freiem Eintritt alle Bürger und Gäste ein.
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Pressebericht im GK:
Mittelalterlicher Bergbau im Stadtmuseum lebendig gezeigt
Die Museumsfreunde des Stadtmuseums Bad Gandersheim hatten dieses Mal das Thema Oberharzer Bergbau in den Mittelpunkt des allmonatlichen Vortragsabends gestellt. Wer konnte da kompetenter und und im wahrsten Sinne des Wortes tiefschürfender sein als Professor Dr. W. Ließmann von der TU Clausthal. Er hat dort den Lehrstuhl für Mineralogie und Geochemie inne. Der in Herzberg geborene Wissenschaftler betreibt mit seinen Freunden vom Verein für Geschichte und Altertumskunde zugleich ein kleines Lehrbergwerk in der Nähe von St. Andreasberg, die Grube Roter Bär, eine ehemalige Eisenerzanlage.
Dr. LießmannAlso, wer könnte da besser über die Arbeit und das Leben der Oberharzer Bergleute berichten, als dieser Mann, der die harte Arbeit und den kargen Lohn dieser Menschen mit ihren Familien wie kaum ein Mensch in heutiger Zeit nachstellt und so arbeitet, wie die Bergleute  damals vor vielen 100 Jahren mit Schlägel und Eisen, dem traditionellen Gezähe, dem Werkzeug des Bergmannes.  Eindrucksvolle Bilder zeigten die Vereinsmitglieder in den Stollen, Schächten und Örtern der ehemaligen Lagerstätten, und gaben ein deutliches Bild von den mühseligen Zuständen damals. Die ehemaligen geringen technischen Mittel ließen kaum wesentliche Vortriebe in den Gängen zu, dabei mussten die zufließenden Wässer aufgefangen und per Wasserkünsten aus den Gruben ausgeleitet werden. Die ungünstigen Wetterverhältnisse bei unzureichendem Geleucht in den immer tiefer werden Bergwerken , es waren bald 1000_ m,machten zusätzliche technische Aufwendungen nötig. Am Leben gehalten wurde alles durch das begehrte Silber in der Erzen, dass auf heute primitiv wirkende Art zu Tage gefördert wurde. Die Bergleute damals waren dennoch erfindungsreich.
Im Oberharz wurde damals  die Fahrkunst erfunden, eine sich auf und ab bewegende Fahrtenkonstruktion, die das Ein- und Ausfahren erheblich verkürzte und zugleich Kraft sparte. Auch das Drahtseil ist eine Erfindung des Oberharzer Bergbaus. Kam das Erz zu Tage, mussten meist Kinder und Jugendliche es in mühevoller Pocharbeit zerkleinern und sortieren, ehe es in den Silberhütten zu Silber geschmolzen und anschließend von den konzessionierten, den Herzögen von Braunschweig gehörenden Münzstätten zu Silbertalern geschlagen wurde. Doch nicht nur unter Tage auch an der Erdoberfläche war das Anlegen von Staugewässern mit den zugehörenden Gräben zur Nutzbarmachung des Wassers als Antriebskraft eine wesentliche Erfindung des Harzer Bergbaus. Nicht ohne Grund gehören sie heute zum Weltkulturerbe. Die Museumsfreunde werden auf ihrer diesjährigen Sommerfahrt einen guten Eindruck von dieser Ingenieurleistung erhalten. Man muss sich vorstellen, dass zu dieser Zeit der Oberharz eines der größten Industriereviere Deutschlands war. Dr. Ließmann warf auch einen Blick auf den schon vorher umgehenden Eisenerzbergbau im Bereich Bad Grund mit hunderten kleinen Eisenerzgruben, von wo dann die eisenhaltigen Gesteine zu den Hütten nach Gittelde gebracht wurden.
Ein Blick in die Geschichte zeigte auch den schon damals möglichen Austausch von Fachleuten und Ingenieuren zwischen den großen Erzrevieren. So wanderten einst Harzer Bergleute im frühen Mittelalter ins Erzgebirge aus, um dort die höffigen Gänge auszubeuten. Wenige hundert Jahre später setzte eine umgekehrte Bewegung ein, als die Braunschweiger Herzöge ihre ehemaligen Gruben unter Ausnutzung neuer Techniken z. B. das Feuersetzen, wieder aufwältigten, neu abteuften  und in Betrieb nahmen. Das war aber nur möglich, weil die Obrigkeit die Menschen mit Sonderrechten, Steuererlassen  und anderen Freiheiten lockte. So erklärt sich, dass noch heute der Oberharz eine oberdeutsche Sprachinsel im norddeutschen Raum bildet, brachten doch die Erzgebirgler ihre Sprache mit, die man noch heute in vielen Orten des Oberharzes spricht.
Nach dem bilderreichen Vortrag hatten die wieder zahlreichen Zuhörer noch viele Fragen.: Herr Dr. Ließmann konnte darauf lehrreich und kompetent antworten. Vortragswartin Frau Goslar dankte dem Redner mit einem kleinen Präsent. Wieder einmal war ein schöner Abend im Museum zu Ende. 
 

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Veröffentlichung

Do, 09. Mai 2019

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